Warum ich Bögen baue
Gegen Ende meiner Ausbildung zum Geigenbauer brachte mein Bruder, dem ich schon seinen Kontrabass gebaut hatte, die etwas verwegene Idee vor, ich könne ihm doch auch einen Bogen bauen.
Natürlich hatte ich noch nie einen Bogen gebaut; er hat es mir zugetraut, ich habe es probiert, und zu meiner großen Freude ein sehr faszinierendes Gebiet gefunden.
Was begeistert mich am Bogenbau?
Ein Bogen besteht aus nur wenigen Teilen, noch stärker als bei Instrumenten ist deren Gestaltung bis zum guten Zusammenspiel ein sehr intuitiver Prozess.
Ich habe immer wieder festgestellt, dass kurz vor der Fertigstellung, wenn es um die letzten vielleicht 2 Gramm geht, sozusagen der Bogen selbst die Führung übernimmt. Es ist ein sehr reizvoller und spannender Moment, bis sich der Bogen dann plötzlich fertig anfühlt.
Ich mag die Verbindung von Präzision und Gefühl, und auch die große Freiheit in ästhetischer Hinsicht. Außerdem gefällt mir hier besonders die Möglichkeit, ganz verschiedene und auch weniger bekannte Hölzer aus aller Welt zu verwenden, und dabei ihre Eigenheiten und ihre Schönheit zu entdecken und zur Geltung zu bringen.
An Barockbögen gefällt mir vor allem die Beschränkung auf das Wesentliche, die Formenvielfalt, und insgesamt die Freiheit der Gestaltung.